"Grey's Anatomy": Auftakt der 17. Staffel mit gewaltiger Überraschung
In der Nacht zum Freitag hat in den USA die Ausstrahlung der 17. Staffel der erfolgreichen Serie "Grey's Anatomy" begonnen. Die brachte eine fette Überraschung in Form eines Überraschungsgastes mit sich, der mit seiner Figur die Serie schon lange verlassen hatte.
Letzte Spoiler-Warnung: Details zum Auftakt der 17. Staffel unter dem Trailer.
Trailer zu "Station 19"- (aka "Seattle Firefighters") und "Grey's Anatomy"-Crossover
In der zweiten neuen Episode hat sich Patrick Dempsey die Ehre gegeben, der mit seinem Charakter Derek Shepard aka McDreamy einst die große Liebe von Meredith Grey war, die weiterhin von Ellen Pompeo gespielt wird. Da Derek durch den Unfalltod seiner Figur am Ende der elften Staffel aus der Serie geschrieben worden war, erfolgte die Rückkehr natürlich in Form von Merediths Einbildung.
Im Auftakt der 17. Staffel geht es im Wesentlichen um den Beginn der Corona-Pandemie, die Zeit im April 2020. "Grey's Anatomy" will die Pandemie ohne große Zeitsprünge nachzeichnen. Am Anfang der Staffel steht die Überlastung des amerikanischen Gesundheitssystems im Zentrum, an dem die Ärzte mit einem eklatanten Mangel an Schutzkleidung zu kämpfen hatte. In der Serie einbezogen ist zudem, dass der Bundesstaat Washington mit dem Handlungsort Seattle recht stark betroffen war.
So gestalten sich die Zustände enorm stressvoll. Die Produzenten wollten zeigen, wie für die Ärzte der Klinikalltag fast wie der Einsatz in einer Kriegszone wird - Überbelegung des Krankenhauses, überdurchschnittlich viele Patienten sterben, der Nachschub an notwenidgen Heilmitteln und Gerätschaften ist knapp und sorgt für zusätzliche seelische Belastung, wenn knappe Ressourcen dem einen oder dem anderen Patienten zugewiesen werden müssen. Und auch die Ärzte befinden sich in persönlicher Gefahr, nämlich sich selbst zu infizieren.
Nachdem Meredith Grey am Anfang des Staffelauftakts einen Tagtraum von einem entspannenden Besuch am Ozeanstrand hat, bricht sie am Ende des Zweiteilers aus noch ungeklärten Gründen auf dem Parkplatz vor dem Grey Sloan Memorial zusammen - und findet sich in ihrer Bewusstlosigkeit am selben Strand wieder. In knapp hundert Metern Entfernung steht Derek, der mit einem Lächeln im Gesicht nach Meredith ruft und mit den Armen winkt, während Merediths Gesichtsausdruck Unverständnis und Überraschung ausdrückt. Dann endet die Folge in einer Schwarzblende.
Derek Bestätigt ist, dass Derek und Darsteller Dempsey auch in mindestens der nächsten Folge noch dabei sein wird (die von Darsteller Kevin McKidd inszeniert wurde). Daneben ist angedeutet, dass der Strand für Meredith auch im weiteren Verlauf der Staffel noch ein mentaler Zufluchtsort werden könnte, an dem sie positive Erfahrung und Erlebnisse hat und "alten Bekannten" begegnet. Hier dürften auch wegen der laufenden Dreharbeiten noch gar nicht alle Entscheidungen gefallen sein.
Showrunnerin Krista Vernoff begründet diese Szene auf zwei Ebenen. Einerseits ist es nach ihren Informationen wissenschaftlich erwiesen, dass in der Zeit von Corona, in der die Menschen wegen der Einschränkungen weniger Abwechslung erleben, ihre Fantasie - meist bei Träumen - aktiver sei. Daneben wollte die Serie zwar die durchaus bedrückende medizinische Realität widerspiegeln, den Zuschauern aber trotzdem auch unterhaltsame Momente verschaffen, den Zuschauern die Ablenkung und positiven Momente geben, die sie von der Serie erwarten. Und die sie aktuell sicherlich gut gebrauchen können.
So wurde die Idee geboren, Meredith im Traum an den malerischen, wenn auch herbstlichen Strand zu schicken, wo man (auf allen Ebenen) der Realität entkommen könne. Vernoff schlug Pompeo das vor, die schließlich die Idee ins Spiel brachte, Dempsey für eine Rückkehr anzufragen. Denn beide besäßen Häuser in Malibu und seien früher dort auch in der Freizeit gemeinsam unterwegs gewesen - zwar nicht am Strand, aber doch mit Blick auf den Strand.
Patrick Dempsey Auch Dempsey unterstützt die Idee, den Zuschauern in diesen bedrückenden Zeiten eine positive Überraschung zu bereiten, Hoffnung zu geben durch die Wiedervereinigung der Liebenden.
Kurz vor Beginn der Produktion hatte Dempsey in anderer Angelegenheit mit Pompeo Kontakt aufgenommen - wegen seines allgemeinen sozialen Engagements war er mit Lokalpolitikern ins Gespräch gekommen, wie man die Botschaft der Notwendigkeit des Masketragens ins Zeiten von Corona verbreiten könnte und wollte dazu ein altes "Grey's"-Foto mit Pomeo und beiden in Masken freigeben. Daneben war dem Darsteller auch bewusst, dass die Produktion von "Grey's Anatomy" eingangs der Pandemie ihre als Requisiten "zweckentfremdeten" medizinischen Vorräte an echte Krankenhäuser weitergegeben hatte.
Letztendlich stimmte Dempsey den Dreharbeiten zu und zeigte sich angenehm überrascht. Der kritische Punkt bei der Betrachtung seiner Rückkehr ist sicherlich, dass Dempsey aus der Serie geschrieben worden war und nicht unbedingt aus eigenen Stücken ging: Er hatte einen Zweijahresvertrag unterschieben, konnte dann aber nur noch ein Jahr bleiben..
In einem Interview mit Deadline ging er darauf nicht ein, machte aber doch einige "zweifelhafte Komplimente" über die Rückkehr zur Serie, die von Schöpferin Shonda Rhimes seit seinem Abschied an Showrunnerin Krista Vernoff übergeben worden war: Die Dynamik hinter der Kamera hat sich geändert. In der Crew gibt es jetzt viel mehr Diversität. Ich habe auch eine gute Balance festgestellt, mit Gleichbehandlung. In der [Arbeits-]Kultur hatten sich doch einige Veränderungen ergeben, die ich sehr positiv empfunden habe, geradezu inspirierend.
Geheimhaltung Die Rückkehr von Dempsey erfolgte unter großer Geheimhaltung. Bei den Proben wie dem gemeinsamen Durchlesen des Drehbuchs zur Folge ("table read") wurde statt "Derek" der Name "Ellis" verlesen (Merediths nach einer Alzheimer-Erkrankung verstorbene Mutter). Die Dreharbeiten am Strand (statt im Studio) sorgten dafür, dass nur wenige Personen aus der regulären Crew involviert waren. Vernoff hatte zudem den früheren Chef-Maskenbildner der Serie reaktiviert, der in den ersten 14 Staffeln mitgewirkt hatte. Und selbst dem Arbeitgeber bei ABC Studios und ABC war nur eine Fassung ohne die letzte Szene geschickt worden, um nicht zu viele Personen einzuweihen.
Grey's und Dreharbeiten während COVID Generell ist "Grey's Anatomy" in Sachen Dreharbeiten während Corona in der Glück im Unglück-Situation, dass die Charaktere den Gutteil der Zeit bei der Arbeit im Krankenhaus und daher in voller Schutzmontur inklusive Gesichtsvisier sind, was gerade bei Gruppen-Szenen ein weiterer Schutz ist. Natürlich gelten auch die aktuell in der amerikanischen Fernsehindustrie üblichen Regeln mit häufigen Corona-Tests.
Auch die Szene mit Dempsey kam der Situation insofern entgegen, dass die Dreharbeiten zu diesen Strandszenen eben an der freien Luft stattfinden, wo ein im Zweifelsfall geringeres Ansteckungsrisiko herrscht.
Serienende? In Sachen ihres auslaufenden Vertrages wollte Ellen Pompeo verstanden wissen, dass man in den Zusammenbruch von Meredith nichts hineinlesen sollte. Man werde im Laufe der Zeit überlegen, ob man noch Geschichten für eine weitere Staffel zum Erzählen findet und dann entscheiden.
Generell dürfte der Sender ABC ein Interesse an der weiteren Fortsetzung seines erfolgreichsten Dramas haben, so dass die Entscheidung bei der Produktion und vermutlich letztendlich bei Pompeo liegt, ob sie ihren Vertrag grundsätzlich über Staffel 17 hinaus verlängern möchte. Denn nach 17 Staffeln ist mittlerweile recht deutlich: Ohne sie kein "Grey's Anatomy".